Viele Menschen würfeln in ihrem Wohnbereich Möbel aus verschiedenen Epochen durcheinander. Dies kann oft durch eine zusammengewürfelte Erbschaft oder einzelne Flohmarktfunde geschehen. Ein solcher Stilmix kann zwar durchaus seinen Charme haben, doch kommen Möbel im Allgemeinen erst so richtig zur Geltung, wenn sie von anderen Einrichtungsgegenständen aus der gleichen Stilepoche umgeben sind.
Renaissance (1500 bis 1650)
Möbel aus dieser Epoche sind in der Regel mit üppigem Schnitzwerk verziert. Insbesondere Schränke zeigen Blatt- und Blütenwerk, Tierfiguren, menschlichen Figuren und oftmals auch Motive aus Heldensagen. Stühle werden erstmals auf den Sitzflächen gepolstert. Italienische Möbel aus der Renaissance sind romantisch und lieblich gehalten, mit floralen Motiven, während die deutsche Renaissance eher ernsthaft und schwerfällig erscheint und oft mit Motiven aus den Heldensagen verziert ist.
Barock (1600 bis 1750)
Nur allmählich lösten barocke Stilformen die Renaissance ab. Die Blütezeit des Barock war die zweite Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts. Typisches Merkmal barocker Möbel sind geschwungene Linien, spiralförmige Säulen und gebauchte Flächen aus auf Hochglanz poliertem Holz mit Einlegearbeiten aus Elfenbein, Metall, Halbedelsteinen und Schildpatt. Lieblich-romantische Gestaltungen gewannen an Beliebtheit und man sieht neben floralen Motiven und Muschelverzierungen viele Putten in barocken Schnitzarbeiten. Möbel wurden nicht nur üppig beschnitzt, sondern zeichneten sich außerdem durch ansprechende Farben und Vergoldungen aus.
Louis-Quinze (1720 bis 1760)
In der Regierungszeit Ludwigs XV kamen in Frankreich Möbel mit Metallbeschlägen und beweglichen Teilen zur Geltung. Charakteristisch für diesen Stil sind asymmetrische Motive, muschelförmige Ornamente und vergoldete Beschläge. Tisch- und Stuhlbeine verfügen über eine für diese Epoche typische S-Form oder sind gelegentlich auch C-förmig. Möbel aus dieser Zeit wirken zugleich wuchtig und elegant. Wandbehänge, Leuchter und Ziergeräte traten erstmals in den Vordergrund. Die Epoche läutete den europäischen Rokoko-Stil ein und ging später in den Neoklassizismus über.
Klassizismus (1750 bis 1830)
Die Epoche des Klassizismus umfasst die Epochen Louis Seize, Empire, Biedermeier und Regency. Diese Stilrichtungen zeichnen sich im Wesentlichen durch weniger Schnörkel, klassische Formen und schlanke Konstruktion aus. Möbel wurden einfacher und zweckmäßiger und wurden erstmals für die Ansprüche der normalen Bürger gebaut. Verarbeitet wurden verschiedene Nuß- und Obsthölzer, Wurzelfurniere, Mahagoni, Esche, Birke und Pappel. Motive für Beschläge waren oft an alte Mythen und Heldensagen angelehnt und bestanden aus Fabeltieren, Bacchus Masken, Adlern, Helmen, Lyren, Füllhörnern und ähnlichem.
Biedermeier (1815 bis 1848)
Obwohl der Möbelstil der Biedermeierzeit zum Klassizismus gehört, ist er hier gesondert zu erwähnen, denn er erfreut sich auch heute noch großer Beliebtheit. Der Stil zeichnet sich durch Schlichtheit und klare Formen aus. Das im Möbelbau verwendete Holz weist eine bestimmte Maserung auf und ist mit Fugen versehen. Die für den Biedermeier typische Schellack-Lackierung verleiht den Möbeln einen gewissen Hochglanz und eine charakteristische Lebendigkeit. Biedermeiermöbel sind nicht nur schlicht und schön, sondern auch funktionell. So entstanden in dieser Zeit viele Zweckmöbel, wie Konsolen-Schreibtische, Schreibkommoden und Sekretäre.
Historismus (1850 bis 1914)
Das Möbeldesign des Historismus orientiert sich an vorhergehenden Stilrichtungen und kombiniert diese zum Teil miteinander. Üblicherweise wurden Empfangshallen und Arbeitszimmer im Stil der Renaissance, Wohnzimmer im Stil des Barock und Schlafzimmer im Rokoko-Stil eingerichtet. Auch ein orientalischer Stil war hochmodern und wurde oft verwendet.